Geschichte
Seit 1951 - Im Auftrag der Nächstenliebe
03.05.1950
Die Pfarrer aus den Kirchenbezirken Weißenburg, Pappenheim, Gunzenhausen und Heidenheim beschließen die Gründung eines Bezirksvereins der Inneren Mission
13.12.1950
Gründungsversammlung in Treuchtlingen
10.01.1951
Sitzung des neugewählten Vorstands
29.03.1951
Vorstand stellt fest: Die Arbeit kann für die Dekanatsbezirke Weißenburg und Pappenheim beginnen
Zunächst mit Namen:
31.01.1951
Innere Mission der evang. –luth. Kirchenbezirke Pappenheim und Weißenburg (Eintrag ins Vereinsregister)
23.10.1972
Diakonisches Werk in den Evang.-Luth. Dekanatsbezirken Pappenheim und Weißenburg e. V.
14.03.2001
Diakonisches Werk Weißenburg-Gunzenhausen e.V.
Am Anfang
(zusammengestellt von Pfr. i. R. Ernst Gloßner, langj. 2. Vorsitzender, anl. des 50-jährigen Jubiläums im Jahr 2001)
Ein Pfarrer, eine „Fürsorgerin“, eine Schreibmaschine, ein Telefon und ein Fahrrad. 1951 und die folgenden Jahre — eine Zeit, die noch ganz unter den Nachwirkungen des Krieges stand: Flüchtlinge - ohne festen Wohnsitz, Heimatvertriebene, zerrissene Familien, Mangel und Not an allen Ecken und Enden, rationierte Lebensmittel. Eine Chance für die christliche Nächstenliebe?
Aber wo und wie anfangen?
In Nürnberg gab es die Zentrale der Inneren Mission. Das neu gegründete Evangelische Hilfswerk hat Lebensmittel und Kleiderspenden verteilt. Dazu brauchte man die Kirchengemeinden. Aber die waren oft überfordert. Irgendein Fachmann oder eine Fachfrau musste her, um hier Übersicht zu gewinnen: Wo ist was am Nötigsten?
Dass die Predigt der Barmherzigkeit und Liebe Gottes ganz konkret Hand und Fuß bekommen musste, leuchtete allen ein. Hatte doch schon 1848 ein Pionier der Diakonie, der Hamburger Pfarrer Johann Hinrich Wiehern, in einer aufrüttelnden Rede verkündet: „Die Liebe gehört mir wie der Glaube.“ Also: Man darf nicht bloß predigen, man muss was tun.
Wie so oft in der Geschichte sind es einzelne Menschen gewesen, die im Sinne und Geiste Jesu Christi „hingelangt“ haben. Pfarrer Julius Kelber in Treuchtlingen war so ein Mann der ersten Stunde nach dem Krieg. Er, der 1945 höchst persönlich die Zündkabel zur Sprengung der Altmühlbrücke gekappt hatte, war ein überlegter und überlegener Organisator der praktischen Nächstenliebe. Er hatte ja täglich die Durchreisenden auf seinem Treuchtlinger Bahnhof gesehen; Menschen auf der Suche nach allem und nichts, nach Essen und Trinken, nach Arbeit, nach einem Dach über dem Kopf. Pfarrer Kelber machte sich auf die Suche nach Wohnungen. Zusammen mit dem Evangelischen Siedlungswerk in Nürnberg ist es ihm gelungen Wohnungen anzumieten, zu finanzieren und zu bauen.
1951 hätte es beinahe einen Bezirksverein für Innere Mission für alle vier Dekanatsbezirke - nämlich für Gunzenhausen, Heidenheim, Pappenheim und Weißenburg gegeben. Trafen sich doch die Pfarrer der vier genannten Dekanate auf einer Konferenz mit eben dieser Absicht, für alle vier Dekanatsbezirke tätig zu werden. Es ist nicht mehr erfindlich, warum es dann zur Gründung eines Bezirksvereins der Inneren Mission nur für Pappenheim und Weißenburg kam. Jedenfalls zeigt das erste vorhandene Sitzungsprotokoll vom 10. Januar 1951 die Gründung eines „Vereins für Innere Mission Pappenheim und Weißenburg mit dem Sitz in Treuchtlingen“ an. Der Organisator, wie konnte es anders sein: Pfarrer Julius Kelber. Übrigens hat er sehr viel später für seine Pionierarbeit das Bundesverdienstkreuz erhalten. So konnte eine Sekretärin gewonnen werden für die rasch zunehmenden Schreibarbeiten: Frau Stetzenbach — ehrenamtlich tätig. Zum 1 . Mai 1951 wurde — die Anrede seinerzeit hieß noch „Fräulein“ — Fräulein Mathilde Murrmann als „Fürsorgerin“ angestellt. Diese Berufsbezeichnung ist längst verschwunden, sie ist dem allgemeinen Wort „Sozial“ gewichen. Dienstfahrzeug war ein Fahrrad. Besuche, Kontaktaufnahme mit Pfarrern, gemeindlichen Mitarbeitern, Behörden, sozialen Einrichtungen wie Kindergärten, Krankenhäusern, Altenheimen, Erfragen und Kenntnisnahme von Situationen, Strukturen und Schwerpunkten sozialer Probleme — das waren die ersten Schritte von Frau Murrmann. Täglich erhielt sie Bitten um Hilfe von verschiedensten Menschen und Stellen für Hilfebedürftige. Nach einem Jahr bekam sie einen Raum als Büro im Evangelischen Gemeindehaus, eine Hilfe für die Schreib- und Verwaltungsarbeiten — nach 2 Jahren ein Moped für den Dienst, nach 4 Jahren ein Goggomobil!
Der Aufbau
Neben der Einzelfallarbeit für Familien, Behinderte, Kranke und alte Menschen, die unter Flucht- und Kriegsfolgen zu leiden hatten, entwickelte sich bald die Erholungsverschickung von Kindern und Jugendlichen und die Führung von Pflegschaften und Vormundschaften zu Schwerpunkten. Dadurch, dass sich der Staat der „Sozialen Frage“ in dankbarer Weise immer mehr angenommen hat, sind auch die „sozialen“ Arbeitsbereiche immer mehr und immer intensiver geworden. So sind für Land, Bezirke, Landkreise und Kommunen Pflichtaufgaben entstanden. Gleichzeitig hat der Staat viele dieser Aufgaben den sogenannten Freien Wohlfahrtsverbänden anvertraut. Da in unserem Einzugsbereich der evangelische Bevölkerungsanteil der größte ist, war es sinnvoll — ohne Caritas oder Arbeiterwohlfahrt aus dem Felde schlagen zu wollen - dass die „Innere Mission“ der evangelisch-lutherischen Kirche, also unser Diakonisches Werk, die Initiative ergriffen hat mit ambulanter Kranken- und Altenpflege sowie einem flächendeckenden Beratungsangebot für Menschen in allen schwierigen Lebenslagen. Die Arbeit des Diakonischen Werkes ist in den zurückliegenden Jahren sehr viel umfangreicher geworden. Die Mitarbeiterzahl hat sich von zwei bzw. drei auf rund 200 erhöht. So ist es auch notwendig geworden, dass im Vorstand und Verwaltungsrat Fachleute aus ‚ verschiedenen Gebieten (Finanzen, Jura, Medizin, Theologie, u.a.) beraten und entscheiden. Auch genannt werden muss der Einsatz engagierter „diakonischer“ Frauen, angefangen bei Frau Murrmann, über Frau Zellfelder, Frau Götz und Frau Strauß in ihren Funktionen als Bezirksstellenleitung und Geschäftsführung.
Aus dem Jahr 1956 wird berichtet: 180 Kinder in Erholung, 20 Kinder aus einem „Ostzonen-Flüchtlingslager“ in Wettelsheim, 45 Mütter in Erholungsheimen, 60 Pflegschaften und Vormundschaften, Gefangene in Rebdorf und Eichstätt betreut, 14 Pflegekinder vermittelt, Kinder in Heimen untergebracht.
1961 fand erstmals die Stadtrand-Erholung für Kinder statt, 1964 wurde die Altenerholung aufgebaut. 1966 wurde die Dorfhelferinnenstation in Oberhochstatt eingerichtet, die Kirchengemeinden des ehemaligen Dekanatsbezirkes Thalmässing werden eingegliedert. 1971 wurde in Weißenburg der Kauf des Pfarrwittwenhauses und der notwendige Umbau zu Zwecken des diakonischen Auftrages begonnen.
1979 wurde die Eltern- und Jugendberatung eingerichtet, die Suchtberatung hat ihre Arbeit aufgenommen.
Sicher ist: Es warten noch manche Aufgaben praktisch-christlicher Nächstenliebe auf unser Diakonisches Werk. Man kann nur wünschen, hoffen und beten: Gott der Herr segne alle Arbeit in seinem Sinne und alle unsere Mitarbeiterinnen und vor allem die Menschen, die sich trauen und hoffen, bei uns Hilfe zu suchen und zu finden.
Ernst Gloßner, Pfr. u. 2.Vorsitzender
Nichts ist so sicher wie die Veränderung
Im Jahr 1997 hat das Diakonische Werk einen neuen Vorsitzenden und zugleich neuen Geschäftsführer/Bezirksstellenleiter bekommen. Pfarrer Walter Krewin, Treuchtlingen (1. Vorsitzender), wie auch Herrn Martin Ruffertshöfer (Betriebswirt und Geschäftsführer) sind umsichtige, zielstrebige und qualifizierte Leiter. Unter ihrer Führung ist es im Jubiläumsjahr 2001 gelungen, die Diakonischen Werke Gunzenhausen, Heidenheim, Pappenheim und Weißenburg zu einem Werk und damit landkreisdeckend zu vereinigen.
Herr Pfarrer Walter Krewin übergab im Juli 2005 den Vorsitz an den neu gewählten Dekan aus Weißenburg, Herrn Dekan Dr. Reinhard Brandt. Gleichzeitig gab es eine Satzungsänderung.
Dienstbeginn neuer Arbeitsbereiche des Diakonischen Werkes, welche überwiegend armutsorientiert sind:
03/1997 Betreutes Wohnen Südl. Ringstr. in Weißenburg
09/1998 Legasthenie-Therapie
12/1999 Ambulante medizinische Reha Sucht
09/2001 Urlaub für Alle
09/2002 Streetwork in Gunzenhausen
09/2002 Ambulante Jugendhilfen
01/2003 Betreutes Einzelwohnen Sozialpsychiatrischer Dienst
06/2003 Betreuungen Ansbach
08/2005 Pädagogisch Therapeuthische Hilfen
11/2005 Migrationsberatung in Heidenheim und Gunzenhausen
01/2006 Arbeitslosenberatung in Gunzenhausen
06/2006 Arbeitslosen-Integrationsprojekt – „Landschaftspflege“ (Holzprojekt)
07/2006 Station für ambulante Pflege in Treuchtlingen
08/2006 Arbeitslosen-Qualifizierungsprojekt
11/2006 Eröffnung eines Kleiderladens in Gunzenhausen (Vorläufer
Diakonie-/Sozialkaufhaus)
11/2006 Demenz-Wohngemeinschaft in Weißenburg
01/2008 Freiwilliges soziales Schuljahr
07/2008 Aktion Schultüte
09/2008 Erweiterung des Kleiderladens Gunzenhausen mit Möbelabteilung
09/2008 Eröffnung eines Kleiderladens in Treuchtlingen
09/2008 Mittagsbetreuung an der Stephani-Schule Gunzenhausen
12/2008 Vorbereitung/Initiierung Arbeitslosenprojekt „netWork“
09/2009 Schulsozialarbeit an der Stephani-Schule Gunzenhausen
09/2009 Zertifizierung Suchtberatung
10/2009 Persönliches Budget des Sozialpsychiatrischen Dienstes
11/2009 Fortsetzungsprojekt Jugendmigration – „PUR“ – Jugendcafe
- in Gunzenhausen
11/2009 Aktion Wunschbaum
01/2010 Ämterlotsenprojekt
03/2011 Diakonieladen Pleinfeld
05/2012 Diakoniekaufhaus Weißenburg
09/2012 Asylberatung im Lkrs. Weißenburg-Gunzenhausen
04/2013 ALMA - Beratung für Betroffene sexualisierter Gewalt
02/2014 Schuldnerberatung im Landkreis Ansbach
03/2014 Zentralstelle für Strafentlassene Gunzenhausen
09/2016 Kooperationspartner OGTS an der Grundschule Weißenburg
10/2018 Umzug in die Schulhausstraße 4
Liste der Vorsitzenden
1951 Pfarrer Julius Kelber, Treuchtlingen
1951-1954 Kirchenrat Wilhelm Bauwerker, Dietfurt
1954-1956 Senior Karl Heinz Becker, Solnhofen
1956-1963 Dekan Gottlieb Jäger, Pappenheim
1964-1975 Dekan Rudolf Schwarz, Pappenheim
1975-1982 Pfarrer Siegfried Raithel, Weimersheim
1982-1990 Dekan Richard Herold, Pappenheim
1990-1993 Dekan Hans Issler, Weißenburg
1993-1997 Dekan Klaus Zillich, Pappenheim
1997-2005 Pfarrer Walter Krewin, Treuchtlingen
2005-2011 Dekan Dr. Reinhard Brandt, Weißenburg
seit 2012 Pfarrer Uwe Bloch, Pleinfeld
Liste der Geschäftsführer/-innen
1951-54 Pfarrer Julius Kelber,
1954-57 Frau Mathilde Murrmann,
1958 zeitweise Dekan G. Jäger
1958-66 Frau Gertrud Zellfelder
1966-83 Frau Martha Götz
1983-97 Frau Hedwig Strauß
Seit 1997 Herr Martin Ruffertshöfer